Dienstag, 31. Mai 2011

Abendluft

Tiefe Befriedigung überkam sie und ein großes Gefühl der Entspannung machte sich in ihrer Brust breit, als sich der süßliche metallhaltige Geschmack des Blutes unter ihrer Zunge sammelte.
Sie genoss den Moment, in dem sich der Puls ihres Opfers allmählich verlangsamte. Das Gefühl erinnerte sie immer an die Entspannung eines Paares, das verschlungen nach dem Liebesakt die Zeit verstreichen lässt und alle Dinge an Bedeutung verlieren.
Sein Name war Herod gewesen, der seiner Frau Sopherin aber die Namen der Kinder waren ihr entfallen. Er war Gerber in der Stadt und bewohnte eine einfache Hütte nahe dem Stadtrand.

Nun lag er zusammen mit seiner Familie, einem Puppentheater gleich in einer erstarten bedeutungslosen Choreographie, im  Wohnraum des kleinen Hauses.

Über ihre Gedanken hinweg, hatte sein Herz aufgehört zu schlagen und somit das Endes ihres Besuchs eingeläutet. Als sie das Haus verließ, stellte sie belustigt fest, dass ihr etwas Blut in den Ausschnitt gelaufen war.

In der Entfernung kläffte ein Hund, als sie in die milde Nacht von Oskin entschwand...

Montag, 23. Mai 2011

The Dungeon

Er kam erneut zu sich.
Wie zuvor gelang es ihm nach dem Erwachen nur mühsam seinen Geist von der Benommenheit zu befreien. Seine Schultern waren taub. Die Kettenhalterungen, die ihn mit weitauseinander gespreizten Armen an der Mauerwand seines Kerkers festhielten, ließen nur einen kleinen Bewegungsspielraum zu und dehnten seine verdrehten Schultergelenke bis an die Grenze der Erträglichkeit. So hing er hier bereits seit Wochen oder Monaten. Er wusste es nicht mehr.
Langsam löste er seine Zehen aus der Mauerfuge, in die er sie jede Nacht klemmte, um so mit angewinkelten Knien an der Wand hängend, zu schlafen, damit er des Nächtens nicht von den Ratten angefressen wurde.

Sein Blick fiel auf seinen schmutzigen Körper. Was für einen erbärmlichen Anblick er bot. Die Monate in diesem Loch hatten ihn ausgezehrt und geschwächt. Er war nur noch ein blasses Abbild der kraftvollen Gestalt, die er einst gewesen war. Er Hraudnir, Hallgrimurs Sohn und Clanoberhaupt der Drakeenar des Nordens. In seinen Adern floss das Blut der Altvorderen, welche die Kraft eines Bären besaßen und niemandem gegenüber verpflichtet waren. Deren Reich sich einst von den östlichen Ausläufern der Yin-Sloth bis an die Grenzen des Timero Kingdom erstreckt hatte.

Er blickte auf die kunstvollen Muster und Zeichen, die sie ihm in den letzten Tagen auf den Leib gemalt hatten. Überwiegend in Blau und Schwarz wanden sich Schlangen- und Spiralmuster über seinen Körper, immer wieder von einer Rune oder einem magischen Zeichen flankiert.

Diese Zeichnungen waren es auch, die ihm die Kraft seiner Ahnen aussaugten. Gebunden durch die dunkle Magie des Priesters, bereiteten sie ihn Tag für Tag auf eine Zeremonie vor an deren Ende sein Tot stehen würde.

Dennoch, gebrochen hatten sie ihn noch nicht. Sie mochten seinen Willen versklavt haben, aber seinen Geist würden sie niemals unterwerfen können! Das hatte er sich geschworen, als er von seinem jüngeren Bruder Hadingur zusammen mit dem verderbten Priester in dieses Loch geworfen wurde.

Niemals, niemals....


Das Rasseln des Schlüsselbunds vor der Tür seiner Zelle riss ihn aus seinen Gedanken.
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Donnerstag, 19. Mai 2011

PROLOG - Ein langer Marsch

[Work in Progress]

Eine seltsame Stille umfing ihn von einem Moment auf den andern. Gerade war er noch bemüht sich in seiner neuen Situation zurecht zu finden, als er in diese, wie ihm schien, skurrile Lage gekommen war.
Aber wo war er jetzt? Seine Perspektive hatte sich seltsam verändert. Die Ebene auf der er sich zu befinden schien war gigantisch weit und es behagte ihm instinktiv nicht so schutzlos zu sein.
Sogleich versuchte er sich der neuen Lage anzupassen und bemühte sich den vermuteten Rand der Ebene zu erreichen, um hier zunächst Schutz zu suchen.
Ohne Erfolg, wie ihm rasch klar wurde.
Eine seltsame Macht verhinderte, dass er sich auch nur zwei Meter von seinem Ausgangpunkt entfernen konnte. Auch unter größten Anstrengungen vermochte er es nicht sich auch nur wenige Meter weit zu bewegen – bei allen Göttern, was war geschehen!? Und dann diese Stille?! Sein Geist verweigerte immer noch seinen Dienst! Er überlegte einen Moment, bevor ihn wieder dieses unbändige Gefühl übermannte einfach fort zu eilen, einfach nur weg von dieser Ebene. <Tock>! Er prallte erneut gegen das unsichtbare Hindernis. Plötzlich fragte er sich: Hatte er das nicht alles bereits schon einmal erlebt? Es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Das alles kam ihm sehr vertraut vor.

Er sah sich erneut um, doch als er den Blick hob, gefror ihm das Blut in den Adern. Über ihm erkannte er einen Rivalen - ein Prachtexemplar, wie er feststellen musste. Vier unbewegliche Augenpaare, die ihn kalt anstarrten. Dazu ein schlanker schwarzer Körper, der von acht kräftigen, borstenbewährten Beinen getragen wurde und einem Chitin bewehrten Maul, welches das schaurige Bild abrundete. Als seine Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht zurückkehrte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.

Er erinnerte sich an die Klinge die seinen Lebensfaden durchschnitten hatte und an das Antlitz des Widersachers, der sich selbstgefällig über ihn gebeugt hatte. Er erinnerte sich an den Schmerz, der in sein Bewusstsein drang und sich unaufhaltsam in betäubende Eiseskälte verwandelt hatte. Er erinnerte sich an den Moment, in dem er wusste, dass er sterben würde. Seine Sicht dämmerte, sein Geist wurde fahrig und ohne Zusammenhang, bis er nur noch eines empfand: Frieden. Frieden nach einem rastlosen Leben. Als die Schwärze ihn dann gänzlich umfing, hatte er für einen kurzen Moment Angst vor dem was ihn in den Höllen der Loth erwarten würde.

Aber die Königin der Anderwelt, Loth die grausame und unbarmherzige Intrigantin und Vergifterin der Seelen, hatte andere Pläne mit ihm. Er wurde sich des Anhängers gewahr, den er seit seinen ersten Tagen auf der Oberwelt um den Hals getragen hatte. Es hatte ihn einmal fast das Leben gekostet, als er versucht hatte das Amulett zurück zu lassen. Ein dunkler Fluch, gewebt von den Priesterinnen der Loth, verhinderte dies. Ihm wurde klar, was geschehen würde und er wusste, dass ihm der vorgezeichnete Weg nicht gefallen würde. Aber wenn nicht er, wer dann könnte der Loth noch einmal ein Schnippchen schlagen. Zugegeben, war seine Ausgangsituation alles andere als gut, aber dennoch - es musste einen Weg geben und ER würde ihn finden!

Eine zynische Überlegung, da ihm völlig klar war, dass es vor Loth kein Entrinne geben würde. Die Schwesternschaft der Spinnenkönigin hatte schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass ihre Werkzeuge nicht so einfach das Zeitliche segnen konnten. Bei dem Gedanken an sein Ziel wurde ihn anders. Einen Tempel der Loht war gleichzusetzen mit dem Besuch seiner eigenen Hinrichtung.

Dennoch, es gab hierzu bislang keine Alternative, die ihm einfiel – noch nicht. „<Tock>!“.Wieder kein Vorankommen.
Zorn stieg in ihm auf und er machte sich daran, mehrfach mit aller Gewalt gegen das unsichtbare Hindernis anzurennen. Der Erfolg schlug sich sogleich nieder. Zwei seiner Gelenke in den vorderen Beinpaaren, wurden taub und waren nur noch begrenzt einsetzbar. Er wusste mittlerweile nicht mehr wie oft er einen Weg gesucht hatte die Barriere zu durchbrechen.

Noch einmal, er nahm erneut Anlauf und bereitete sich auf den Aufprall vor. Doch der blieb überraschend aus. Stattdessen rannte er, von seinem Schwung getragen, weit auf die weite Ebene hinaus. Erschrocken hielt er zunächst inne und versuchte wieder die Kontrolle über seine tierischen Instinkte zu erlangen.

Aus weiter Entfernung nahm er jetzt mehrere sehr große Gestalten war, die sich interessiert um ihn scharrten. Davon sichtlich beeindruckt flüchtete er auf die Kannte der Ebene zu.

Tack, tack, mit flinken Bewegungen, erreichte er überraschend schnell sein Ziel und schlüpfte geschickt über den Rand der Ebene. Instinktiv verankerte er einen seidenen Faden an der Stell, wo er die Kannte verlassen hatte und segelte förmlich dem Boden zu. Die interessierten Blicke der Riesen verfolgten jede seine Bewegungen. Ein Teil seines Bewusstseins registrierte, dass es sich dabei weder um Riesen noch andere Titanen handelte, sondern um die Gefährten, denen er sich vor noch gar nicht so langer Zeit anvertraut hatte. Er würde sie wieder sehen.

Dann verschwand er in einer der Bodenspalten und macht sich auf seinen Weg zum Tempel…..

Aus den Tiefen der Welt

[Dies ist der Anfang des ersten Kapitels einer längeren Erzählung mit dem Arbeitstitel "Mittland"]

Das sporengeborenen Licht, das die Felsenwände in grün-bläuliche Farben tauchte, ließ alles fahl und unwirklich erscheinen. Die Wärme eines Tages hatte diese Gegend noch nie berührt und so schien es, als ob sich die beiden Männer, die sich mit einem einachsigen Karren mühten, wie an den Fäden eines unsichtbaren Puppenspielerkreuzes bewegten. Der Tunnel dem sie folgten bestand aus einer ca. 10 Ellen breite Felsspalte, die sich windend aus der Tiefe der Höhlen, ihren Weg in die oberen Schichten der Welt bahnte. Selten genug hatte sie deshalb Besuch von Wanderern. 

Der  Karren war zum Teil mit den Habseligkeiten der Männer beladen und diente hauptsächlich dem Transport von Fällen und schuppigen Häuten, deren Oberfläche im Pilzlicht feucht glänzte. Der Ältere der beiden Männer trug neben dem schwarzen ledrigen Waffenrock und den Hohen stiefeln den typischen Umhang eines Anderweltler. Lang und dick viel er bis auf die Stiefel Krämpe herab und bot dabei Schutz vor Nässe. Die Kapuze ließ sich weit über den Kopf in das Gesicht ziehen, so das sein Träger zuweilen wie ein Mönch aussah. Das einzige Schmuckstück bildete eine Brosche mit dem Zeichen seines Hauses, welche den Umhang an der Schulter zusammen hielt. Seine Hände wurden von dicken ledernen Armschienen gesäumt, die auch in der Art der Anderweltler verziert waren und die Symbole der Göttin Loth trugen. Eine Spinne mit schlankem Körper und langen dünnen Beinen, die sich wie ein Rombus um ihren Körper anordneten. Anderen Orts würde er diese Symbole nicht so offen tragen können, da er ansonsten einen baumelnden Ehrenplatz auf einem der vielen Marktplätz zu erwarten hätte. Hier jedoch, weitab jeglicher menschlicher Zivilisation, interessierte das noch keinen. 
Sollten die Pilze hiergegen Einwand erheben wollen, so würden sie das gleiche Schicksal ereilen, wie ihre unzähligen Artgenossen, die jeden Abend im eisernen Kochtopf landeten und den Männern Abend für Abend die gleichen Köstlichkeiten servierte – Pilzeintopf. 

Der jüngere der beiden Männer machte am Hinteren Ende des Karrens eine erbärmliche Figur. Gebrochen und ungelenk erschienen seine Bewegungen und das Hieven und Schieben machte ihm sichtlich Mühe. Seine Gestalt, Loth behüte man bekäme sie je zur Gänze zu Gesicht, verhüllte er mit einem langen Dunkelblauen Gewand und einer schweren schwarzen Robe, deren Kapuze sein Gesicht in Schatten tauchte und die in der Mitte von einem breiten ledernen Gürtel gehalten wurde. Seine Hände waren ebenfalls mit Handschuhen aus dünnem dunklem Leder geschützt. Auf dem Rücken trug er einen kantigen Reiserucksack, wie er von Soldaten getragen wurde und der für eine erstaunliche Ansammlung von Dingen Platz bot. So mühten sich die beiden mit ihrem Wagen jetzt schon seit 2 Wochen durch die Anderwelt, seit sie von Fenlir aufgebrochen waren gen Dun Dervon der nördlichsten Grenzfestung der Zwerge.

Er misstraute dem Mann vor ihm nicht mehr als den Sporenbesetzten Wänden und Nischen, die ihn aus der Dunkelheit der Gänge angriffslustig anfunkelten.

Der Menethiel

"MERRUK VARNENGIRR!
Er spürte einen Groll aufsteigen, bei dem er wusste, dass er Mühe haben würde ihn in seiner Brust zu halten, als er die Sänften Karawane des Stadthalters und die des Prinzen von Furth auf der Straße erblickte.

Gotthart der Priester hatte ihn bereits am Vorabend gewarnt, dass der Rat ihn ersuchen würde das Midsimmersfest mit einigen hundert Männern zu sichern - pffff - was für eine Narretei, dachte er bei sich und spuckte demonstrativ seinen Kautabak auf den Platz vor seinem Zelt. Befriedigt sah er zu, wie sich der schwarze Fleck unauslöschlich in die edlen Muster des Teppichs grub.
Nun sollte er auch noch die Amme für einen Haufen verzogener adliger Welpen mimen. Bei diesen Gedanken verfinsterte sich sein Blick zusehens und der Wachposten neben ihm am Eingang schloss fast flehentlich die Augen. Als würde ihn diese Geste vor dem Unheil bewahren, dass er auf sich zukommen sah, hrhrr…..Rothva war ein hervorragender Soldat!

Nach einem letzten abschätzigen Blick auf die Seide umwogten Sänften der Adligen, drehte er der Stadt und dem scharfen Ostwind den Rücken zu und betrat sein Quartier. Er würde eine Lösung finden müssen, wie er den Rat loswerden konnte. Es galt nicht nur Baalar wieder aufzubauen, sondern auch die Grenzen der Allianz zu schützen…und das musste ohne die Willfährigkeit und Korruption der Politik geschehen! „

Die Profession

[von meinem geschätzen Freund und Gastautor - Castiel]

Er verließ die Wirtschaft, lehnte sich an einen Pfeiler der Veranda und begann sich seine Pfeife zu stopfen. Seine Blicke streiften über das Treiben des Platzes vor ihm. Unzählige Legenden ranken sich um die Stadt in den Old Kingdom Mountains. Er hatte sie alle gelesen. Alte Magie und der ewige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit schwängerten die warme Abendluft.

Es war ruhig ... zu ruhig. Als wenn das Schicksal tief Luft holen würde um ein neues Kapitel in die Chroniken der Alten zu brennen. Er war entschlossen seine Fußabdrücke in den kommenden Ereignissen zu hinterlassen. Legenden werden nicht in Timor im Orden geboren, sondern auf dem Schlachtfeld Auge-in-Auge dem Bösen gegenüber stehend mit dem Schwerte der Gerechtigkeit in der einen und dem Kodex Arkanium in der anderen Hand.

Die alte Stadt steht am Scheideweg. Der Suchende ebenfalls.

Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Rau gebellte Worte in einem ihm durchaus bekannten Zwergendialek ließen den dumpfen Lärmpegel aus der Wirtschaft verblassen: "Rasiert mir den Rücken und nennt mich einen Elfen ... echtes Zwergenbier ... beim Hammer meiner Vorfahren!"

Mit einem schmunzeln auf dem Gesicht klopfte er seine Pfeife aus, drehte sich um und betrat wieder die Gaststätte ...

Die Bettlergasse

"Der erstickende Laut des sterbenden weckte ihn aus seinem ohnehin leichten Schlaf. Fast instinktiv hielt er die Luft an und lauschte auf weitere Geräusche. Sehen konnte er in der Dunkelheit nur wenig, zumal er sich, wie jede Nacht mit dem Unrat und Müll der Gasse bedeckt hatte, um vor Halsabschneidern oder schlimmeren besser geschützt zu sein. Jetzt hinderte ihn das Stück eines alten Teppichs daran zu erkennen, was nur einen Meter oder zwei von ihm entfernt vor sich ging. Er überlegt kurz, ob er es wagen sollte seinen Arm zu bewegen, um sich ein bisschen Sicht zu verschaffen, entschied sich dann aber dagegen, als von der Gasse ein hässliches Schmatzen zu ihm herüber drang. Er vernahm das reißende Geräusche, wie als wenn nasses Leinen aufgerissen wurde, begleitet von den letzten gurgelnden Lauten eines Menschen, dessen Mund und Lungen sich mit Blut füllten. Danach wurde die Stille nur noch durch widerliches Rascheln und Schmatzen unterbrochen.

Irgendwo in der Entfernung schrie ein Säugling und brachte seine Eltern um den Schlaf.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er zu den Göttern betete, dass er nicht entdeckt werden würde, vernahm er das raue und laute Palaver zweier Männer am Eingang zur Gasse. Sie waren offenbar betrunken. In diesem Moment verstummte auch das grässliche Schmatzen neben ihm und er vernahm stattdessen ein Schnüffeln, als wenn ein Tier Witterung aufnimmt. Die Männer kamen jetzt die Gasse hinunter. Das Schnüffeln erstarb und jetzt vernahm er hektisches Kratzen, wie von Krallen, an der Häuserwand neben ihm. Der Mörtel bröckelte dabei aus den Fugen und krümelte ihm auf den Kopf in sein Versteck.

Reflexartig blickte er auf, um zu sehen was dort die Wand empor kletterte. Was er sah ließ seinen Atem stocken und verhinderte, dass er Aufschrie. Er spürte, wie ihm bittere Galle den Rachen hinauf stieg. Er war wie erstarrt und sein Atmen ging stoßartig, während er sich bemühte seinen Mageninhalt bei sich zu behalten.
Einen Moment konnte er noch das sich entfernende Geräusch des Kratzens auf den Dachschindeln über ihm verfolgen, als die Stimmen der Männer ihn ablenkten. Sie waren jetzt sehr nah. Er wollte weg, nur noch weg aus der Gasse, weg von dem süßlichen Gestank des Blutes der mittlerweile in seine Nase drang und weg von dem Schauplatz dieses Verbrechens, dessen er ohne Zweifel gerade Zeuge geworden war.
Ohne auf seinen Verstand zu hören, der ihm riet liegen zu bleiben bis alles vorbei war, sprang er auf und hastete nach rechts die Straße entlang. Genau auf die beiden Männer zu. Er rannte an ihnen vorbei, strauchelte dabei und taumelte gegen die Häuserwand, stieß sich sofort wieder ab und rannte zum Ende der Gasse. Die beiden Männer verfluchten ihn, als sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatten und stießen dabei wüste Verwünschungen aus.

Gerade als er um die Ecke war und in die nächste Quergasse einbog hörte er den entsetzten Aufschrei der beiden – sie hatten den Leichnam gefunden…und er rannte!"

Der Tod des Alchimisten

und zum Aufwärmen:

"Trillion fûn Delwar war ein geachteter Mann in der magiebegabten Gesellschaft der Stadt. Er hatte sich vor Jahren diesen Platz mit harter Arbeit und nächtelangen Studien erarbeitet. Nicht ganz ohne Stolz dachte er kurz an seine Errungenschaften auf dem Gebiet der Alchemie zurück, als er den Talisman in die Hand nahm. Welch seltsames kleines Ding. Der Talisman war in der Form einer nach Unten halb geöffneten Klaue geformt, die eine Kristallkugel umfasste. Die Klaue hatte Ähnlichkeit mit denen eines Dämonen oder Drachen, dachte Trillion und machte sich dabei Notizen über die kleinen fein ziselierten Runen auf dem Handrücken des Artefaktes. Als er das letzte Zeichen entschlüsselt hatte stutzte er, prüfte erneut die Anordnung und Korrektheit seiner Aufzeichnungen und lehnte sich dann, sich das Kin nachdenklich reibend, in seinem hohen Arbeitsstuhl aus Yin-Tao Eiche zurück – ohne dabei den Talisman aus den Augen zu lassen. Bei ISIS dachte er…. "

Praag - Die Nacht des Überfalls

Praag - Bild von Mythic, Warhammer online
Praag, die verfluchte Stadt, die einst ein Monument des kislevitischen Widerstands gewesen war, wurde ein weiteres Mal zum Schlachtfeld: als die Armeen von Ordnung und Chaos in den Straßen und Gassen einen verheerenden Krieg führten, Kämpfe um die Eroberung wichtiger Plätze ausgefochten wurden und es zu großem Blutvergießen bei der Einnahme von Häusern kam, flohen die Bewohner aus der brennenden Stadt. Der allgegenwärtige Geruch von Rauch mischte sich mit dem von Blut und der Klang des aufeinanderprallenden Stahls erfüllte die Nacht.

Die Morgendämmerung ging langsam in gleißendes Tageslicht über. Marius machte sich zu Sigmar bekennend das Zeichen des Hammers und bat um Schutz für seinen Weg. Nachdem er seinen Kampfhammer bereit gemacht hatte, gab er einem Viertel seines Duzend an Griffon-Wächter in seiner Truppe das Zeichen, zurück zu der Hintertür des Hauses zu gehen, welche er in seinem Blickfeld hatte. Es war das einzige Gebäude in der Straße, welches nicht abgebrannt war und man konnte deutlich die Symbole der Ketzerei und des Chaos sehen, die in die Tür und die Fensterläden eingraviert waren. Der Kopf einer Ziege war über der Türschwelle mit Nägeln befestigt worden, was jeden ehrbaren Mann davon abhalten würde, dieses Haus zu betreten.
Jetzt machten sich die Soldaten des Imperators dazu bereit ein weiteres Nest des Chaos ausfindig zu machen. Sie waren erfolgreiche Veteranen zahlreicher Schlachten und waren weit gereist, um für Kisleys Erde zu kämpfen. Gerade als er das Signal zum Aufbrechen der Tür gegeben hatte, erklang ein unmenschlicher und markerschütternder Schrei aus dem Haus.


Wulf Steiner beobachtete die Männer um Marius herum. Er kannte den den jungen, aber bedauerlicherweise schon erfahrenen Priester des Sigmar nur zu gut und bangte um den Eifer, der seine Taten leitete. Er wusste bereits, was die Männer in dem Haus finden würden.
Als der Regen einsetzte, um die Wunden der Stadt zu heilen und ihre Leiden zu lindern, zog er seinen breitkrempigen Hut tiefer ins Gesicht…. Es gab noch viel Arbeit für ihn an diesem Tage.
Überall in der Stadt hatte sich die Saat der Verderbnis niedergelassen und wenn er und seine Männer sich nicht eilen würden, dann würde die verächtliche Brut wie Wasser im Untergrund der Stadt versickern, um von dort aus ihre Verderbnis weiter zu verbreiten – er spuckte seinen Klumpen Kautabak auf das regennasse Pflaster der Strasse und wandte sich von der Szene vor dem Haus ab.
Mit einigen kräftigen Sätzen befand er sich auf einem Vordach und gelangte von dort schnell auf die Reste des Daches. Ein gespenstischer Anblick bot sich ihm, als der die Silhouette der brennenden Stadt vor sich hatte. Ein unruhiges Gefühl drängte ihn zur Eile. Geschickt bewegte er sich über die Dächer zum Märtyrerpatz, wo die Kämpfe heftig getobt hatten. Die Hälfte der Brände hatten die Feuerteufel der Akademie mit ihren heiligen Flammen gelegt.
Vom Dach eines Hauses beobachtete er die Spuren des Chaos. Teile des Pflasters schwebten knapp über dem Boden, wo die Dunkle Magie durchgebrochen war. Überall lagen die Leichen der Gefallenen – Die Truppen des Kaisers hatten bereits angefangen, die Straßen zu säubern, aber dieses Mal würde es länger dauern, dass wusste er.
Plötzlich nahm er eine flinke Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Nur ein Schatten, aber er kannte diese Kreaturen und Hass stieg in ihm auf….der Krämer Petrold, der sein Geschäft in der Greifengasse hatte, hatte offenbar ein bitteres Schicksaal erfahren – nun war es an Steiner, sich seiner anzunehmen.
Das würde jetzt hässlich werden – was soll’s, dachte er sich und sprang in die Gasse hinab, in die sich die Kreatur verkrochen hatte. Einige Momente später, hatte er sie eingeholt, tauchte durch die letzten Schatten der Feuer über ihm, zog mit einer blitzschnellen Bewegung sein Schwert – ein schneller Streich von hinten und dann hallte das Donnern seiner Pistole durch die Gasse.
Das Weinen und Klagen der Hinterbliebenen begleitete ihn stets in seiner Vorstellung, als er mit einem raubtierähnlichen Lächeln im Gesicht beobachtete, wie sich seine kleine Phiole der Tränen um seinen Hals mit einen weiteren Tropfen füllte.

Steiner drehte sich um und ließ den Körper sowie seine Erinnerung an ihn beim Verlassend er Gasse hinter sich. Wieder ein Heretiker weniger dachte er bei sich, während er sich ein neues Stück Kautabak in den Mund schob.
Ein krächzender Schrei riss ihn aus seinen Gedanken.
Keine 20 Meter vor ihm hockte eine gewandelte Kreatur der Verderbnis über den Kadavern der Soldaten des Kaisers.
Er schoss sofort! Traf und die Kreatur sprang in einem unmenschlichen Satz nach hinten. Er setzte nach. Umrundete den Brunnen auf dem Platz und folgte dem Wesen in die Seitengasse. Steiner lächelte in sich hinein – die Gasse endete an einer hohen Häuserrückwand. Er rannte um die nächste Biegung der Gasse und sah mit aufsteigendem Ärger, dass sein Opfer mit einer, für seine Verletzung erstaunlichen Geschicklichkeit, die Wand eines brennenden Seitengebäudes erklomm.
Verdammt, dachte er und folgte ihr nach.
Er schickte ein Stoßgebet zu Sigmar und beschleunigte seine Schritte. Ein, zweimal schoss er während der Hatz über den Dächern von Praag auf das Wesen, verfehlte aber immer sein Ziel, bis die Jagt unvermittelt ihr Ende fand.
Er war gerade in einen Hinterhof gesprungen in dem die Kreatur gerade noch verschwunden war, konnte sie aber weder sehen noch hören. Einen Moment verweilte er regungslos und versuchte die Schatten im Hof mit seinen Blicken zu durchdringen. Nichts – verdammt! Welch dunkler Zauber war hier am Werke! Noch nie hatte er ein Opfer entkommen lassen.
Ein Schuss in der Strasse vor dem Hof lies ihn herum fahren. Er kannte den Klang dieser Waffe.
Steiner rannte hinaus auf die Straße, um zu sehen was dort vor sich ging. Einige Meter von ihm entfernt stand Herrmann in zerrissenen Kleidern. Sein Mantel hing ihm in Fetzen von den Schultern. In seiner Hand lag die Pistole, deren Schuss er eben gehört hatte und rauchte noch leicht. Durch den Regenschleier konnte Steiner das schmerzverzerrte Gesicht seines Freundes erkennen. Herrmann deutete auf den leblosen Körper einer Chaoskreatur, die zusammen mit vielen anderen Leibern auf dem Pflaster lag.
Er blickte sich noch einmal um und ging dann auf seinen Freund zu.
Als er Herrmann erreichte, legt er ihm die Hand auf die Schulter und nickte ihm zu. „Sigmar schütze dich – was für eine Nacht!" Herrmann verzog vor Schmerzen das Gesicht und Steiner sah, dass er viele Verletzungen in den Kämpfen davon getragen hatte. Er musste ins Lazarett, sonst würde Wulf Steiner heute Nacht noch einen Freund begraben müssen.
Die Beiden Männer wandten sich zum gehen. „Ich bring dich zu einem Heiler, du siehst furchtbar aus“ sagt er. Herrmann verzog zustimmend das Gesicht. Seine Augen flackerten schon. Steiner musste sich beeilen. Er stütze seinen Freund und wandte sich dem nahegelegenen Feldlager der Sigmariten zu. Dort würde Herrmann versorgt werden können.
Kurz bevor die beiden Männer das Feldlager erreichten, verließen Herrmann seine Kräfte und sie mussten eine kurze Pause machen. Steiner entschied sich für einen Treppeneingang auf der anderen Straßenseite. Der Eingang gehörte zu einem der Adelshäuser der Stadt und bot genug Platz für eine kurze Rast. Ein breiter Giebel schützte Sie vor dem lotrecht fallenden Regen – bestes praager Wetter, dachte er bei sich. Hoffentlich schafft Herrmann es.
Er saß die Ellenbogen über den Knien verschenkt nach vorne gebeugt und hüllte sich in seinen Mantel, während er die Straße misstrauisch beobachtete. Hinter ihm im Schatten stöhnte Herrmann und atmete schwer.
Mit einem Mal merkte Steiner, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten….er spürte förmlich die Verderbnis des Chaos in Ihrer Nähe. Reflexartig griff er zu seiner Waffe und schaute sich um – nichts. Kein Laut, kein Schatten. Vielleicht war er auch nur zu kaputt und wurde langsam paranoid. Immer noch Nichts - nur das schwere Atmen von Herrmann hinter sich.
Plötzlich durchzuckte ihn ein grausiger Schmerz von Hinten durch die Brust und mit Entsetzen sah er auf die Spitze eines Rapiers, das seine Oberkörper durchstoßen hatte, herab.
Instinktiv lies er sich nach vorne fallen, nahm dabei den Schmerz in Kauf, als die Klinge seinen Körper wieder verließ und rollte sich auf den Rücken herum. Über ihm stand Herrmann oder besser das was einmal Herrmann gewesen war. Die Kreatur, die er in dem Hinterhof verloren hatte war in Gestalt seines Freundes zurückgekehrt.
Herrmanns rechter Arm war einer echsenartigen Klaue gewichen und Hornschuppen bedeckten Teile seines Kopfes und des Oberkörpers. Sein Gesicht war zu einer Fratze des Hasses verzerrt und die Augen seines Freundes glühten gelblich vor Zorn, während sich vier Tentakelartige Arme aus seinem Rücken wanden.
Als Die Herrmannkreatur sich auf ihn stürzte, wand er sich zur Seite, betätigte den Klingenmechanismus in seinem Stiefel und lies seinen Fuß nach oben fliegen. Der Tritt traf die Kreatur in die Lenden und lies sie zusammen zucken. Diesen Moment nutzte er, um sich mit einer Rolle aus ihrer Reichweite zu bringen und versuchte sich aufzurichten, als der Schmerz in seiner Brust sich zurück meldete.
Mühsam versuchte er die Schmerzen in seiner Brust zu ignorieren und zog sein Schwert, gerade als die Herrmannkreatur erneut angriff und sich mit Klauen und Zähnen auf ihn warf.
Diesen Tanz hatte er schon hundertfach getanzt und er war ein guter Tänzer. Seine Trainierten Reflexe übernahmen die Kontrolle und er bog sich unter einem Hieb der Kreatur hinweg, kehrte in einer Drehung zu ihr zurück und stieß mit dem Schwert zu. Fleisch und Sehen wurden durchtrennt und ein gequälter Schrei zerriss die Luft in der Gasse. Er trat erneut mit dem Stiefel nach dem Wesen und brachte sich so auf die Distanz die er brauchte.
Als der Hahn seiner Pistole auf den Bolzen schlug, sah er in die Augen der Kreatur und sah die tiefe Angst und die Qual seines Freundes, als die Verderbnis seinen Geist verlies. Herrmann hatte es geschafft. Er jedoch nicht.
Es würde die Zeit geben, den Verlust seines Freundes zu betrauern aber nicht jetzt.
Die Schmerzen in seiner Brust waren übermächtig und er hatte nicht mehr viel Zeit. Mit einem letzten Blick auf den Körper seines Freundes schleppte er sich Richtung Feldlager.
Mit einem Knurren befahl er der Wache am Eingang, ihn durchzulassen. Er hatte es geschafft, aber er wusste….

.... dies sollte erst der Anfang sein, denn es war Krieg über das Land des Kaisers gekommen und nun wurden Leute wie er wieder gebraucht.