Donnerstag, 19. Mai 2011

Praag - Die Nacht des Überfalls

Praag - Bild von Mythic, Warhammer online
Praag, die verfluchte Stadt, die einst ein Monument des kislevitischen Widerstands gewesen war, wurde ein weiteres Mal zum Schlachtfeld: als die Armeen von Ordnung und Chaos in den Straßen und Gassen einen verheerenden Krieg führten, Kämpfe um die Eroberung wichtiger Plätze ausgefochten wurden und es zu großem Blutvergießen bei der Einnahme von Häusern kam, flohen die Bewohner aus der brennenden Stadt. Der allgegenwärtige Geruch von Rauch mischte sich mit dem von Blut und der Klang des aufeinanderprallenden Stahls erfüllte die Nacht.

Die Morgendämmerung ging langsam in gleißendes Tageslicht über. Marius machte sich zu Sigmar bekennend das Zeichen des Hammers und bat um Schutz für seinen Weg. Nachdem er seinen Kampfhammer bereit gemacht hatte, gab er einem Viertel seines Duzend an Griffon-Wächter in seiner Truppe das Zeichen, zurück zu der Hintertür des Hauses zu gehen, welche er in seinem Blickfeld hatte. Es war das einzige Gebäude in der Straße, welches nicht abgebrannt war und man konnte deutlich die Symbole der Ketzerei und des Chaos sehen, die in die Tür und die Fensterläden eingraviert waren. Der Kopf einer Ziege war über der Türschwelle mit Nägeln befestigt worden, was jeden ehrbaren Mann davon abhalten würde, dieses Haus zu betreten.
Jetzt machten sich die Soldaten des Imperators dazu bereit ein weiteres Nest des Chaos ausfindig zu machen. Sie waren erfolgreiche Veteranen zahlreicher Schlachten und waren weit gereist, um für Kisleys Erde zu kämpfen. Gerade als er das Signal zum Aufbrechen der Tür gegeben hatte, erklang ein unmenschlicher und markerschütternder Schrei aus dem Haus.


Wulf Steiner beobachtete die Männer um Marius herum. Er kannte den den jungen, aber bedauerlicherweise schon erfahrenen Priester des Sigmar nur zu gut und bangte um den Eifer, der seine Taten leitete. Er wusste bereits, was die Männer in dem Haus finden würden.
Als der Regen einsetzte, um die Wunden der Stadt zu heilen und ihre Leiden zu lindern, zog er seinen breitkrempigen Hut tiefer ins Gesicht…. Es gab noch viel Arbeit für ihn an diesem Tage.
Überall in der Stadt hatte sich die Saat der Verderbnis niedergelassen und wenn er und seine Männer sich nicht eilen würden, dann würde die verächtliche Brut wie Wasser im Untergrund der Stadt versickern, um von dort aus ihre Verderbnis weiter zu verbreiten – er spuckte seinen Klumpen Kautabak auf das regennasse Pflaster der Strasse und wandte sich von der Szene vor dem Haus ab.
Mit einigen kräftigen Sätzen befand er sich auf einem Vordach und gelangte von dort schnell auf die Reste des Daches. Ein gespenstischer Anblick bot sich ihm, als der die Silhouette der brennenden Stadt vor sich hatte. Ein unruhiges Gefühl drängte ihn zur Eile. Geschickt bewegte er sich über die Dächer zum Märtyrerpatz, wo die Kämpfe heftig getobt hatten. Die Hälfte der Brände hatten die Feuerteufel der Akademie mit ihren heiligen Flammen gelegt.
Vom Dach eines Hauses beobachtete er die Spuren des Chaos. Teile des Pflasters schwebten knapp über dem Boden, wo die Dunkle Magie durchgebrochen war. Überall lagen die Leichen der Gefallenen – Die Truppen des Kaisers hatten bereits angefangen, die Straßen zu säubern, aber dieses Mal würde es länger dauern, dass wusste er.
Plötzlich nahm er eine flinke Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Nur ein Schatten, aber er kannte diese Kreaturen und Hass stieg in ihm auf….der Krämer Petrold, der sein Geschäft in der Greifengasse hatte, hatte offenbar ein bitteres Schicksaal erfahren – nun war es an Steiner, sich seiner anzunehmen.
Das würde jetzt hässlich werden – was soll’s, dachte er sich und sprang in die Gasse hinab, in die sich die Kreatur verkrochen hatte. Einige Momente später, hatte er sie eingeholt, tauchte durch die letzten Schatten der Feuer über ihm, zog mit einer blitzschnellen Bewegung sein Schwert – ein schneller Streich von hinten und dann hallte das Donnern seiner Pistole durch die Gasse.
Das Weinen und Klagen der Hinterbliebenen begleitete ihn stets in seiner Vorstellung, als er mit einem raubtierähnlichen Lächeln im Gesicht beobachtete, wie sich seine kleine Phiole der Tränen um seinen Hals mit einen weiteren Tropfen füllte.

Steiner drehte sich um und ließ den Körper sowie seine Erinnerung an ihn beim Verlassend er Gasse hinter sich. Wieder ein Heretiker weniger dachte er bei sich, während er sich ein neues Stück Kautabak in den Mund schob.
Ein krächzender Schrei riss ihn aus seinen Gedanken.
Keine 20 Meter vor ihm hockte eine gewandelte Kreatur der Verderbnis über den Kadavern der Soldaten des Kaisers.
Er schoss sofort! Traf und die Kreatur sprang in einem unmenschlichen Satz nach hinten. Er setzte nach. Umrundete den Brunnen auf dem Platz und folgte dem Wesen in die Seitengasse. Steiner lächelte in sich hinein – die Gasse endete an einer hohen Häuserrückwand. Er rannte um die nächste Biegung der Gasse und sah mit aufsteigendem Ärger, dass sein Opfer mit einer, für seine Verletzung erstaunlichen Geschicklichkeit, die Wand eines brennenden Seitengebäudes erklomm.
Verdammt, dachte er und folgte ihr nach.
Er schickte ein Stoßgebet zu Sigmar und beschleunigte seine Schritte. Ein, zweimal schoss er während der Hatz über den Dächern von Praag auf das Wesen, verfehlte aber immer sein Ziel, bis die Jagt unvermittelt ihr Ende fand.
Er war gerade in einen Hinterhof gesprungen in dem die Kreatur gerade noch verschwunden war, konnte sie aber weder sehen noch hören. Einen Moment verweilte er regungslos und versuchte die Schatten im Hof mit seinen Blicken zu durchdringen. Nichts – verdammt! Welch dunkler Zauber war hier am Werke! Noch nie hatte er ein Opfer entkommen lassen.
Ein Schuss in der Strasse vor dem Hof lies ihn herum fahren. Er kannte den Klang dieser Waffe.
Steiner rannte hinaus auf die Straße, um zu sehen was dort vor sich ging. Einige Meter von ihm entfernt stand Herrmann in zerrissenen Kleidern. Sein Mantel hing ihm in Fetzen von den Schultern. In seiner Hand lag die Pistole, deren Schuss er eben gehört hatte und rauchte noch leicht. Durch den Regenschleier konnte Steiner das schmerzverzerrte Gesicht seines Freundes erkennen. Herrmann deutete auf den leblosen Körper einer Chaoskreatur, die zusammen mit vielen anderen Leibern auf dem Pflaster lag.
Er blickte sich noch einmal um und ging dann auf seinen Freund zu.
Als er Herrmann erreichte, legt er ihm die Hand auf die Schulter und nickte ihm zu. „Sigmar schütze dich – was für eine Nacht!" Herrmann verzog vor Schmerzen das Gesicht und Steiner sah, dass er viele Verletzungen in den Kämpfen davon getragen hatte. Er musste ins Lazarett, sonst würde Wulf Steiner heute Nacht noch einen Freund begraben müssen.
Die Beiden Männer wandten sich zum gehen. „Ich bring dich zu einem Heiler, du siehst furchtbar aus“ sagt er. Herrmann verzog zustimmend das Gesicht. Seine Augen flackerten schon. Steiner musste sich beeilen. Er stütze seinen Freund und wandte sich dem nahegelegenen Feldlager der Sigmariten zu. Dort würde Herrmann versorgt werden können.
Kurz bevor die beiden Männer das Feldlager erreichten, verließen Herrmann seine Kräfte und sie mussten eine kurze Pause machen. Steiner entschied sich für einen Treppeneingang auf der anderen Straßenseite. Der Eingang gehörte zu einem der Adelshäuser der Stadt und bot genug Platz für eine kurze Rast. Ein breiter Giebel schützte Sie vor dem lotrecht fallenden Regen – bestes praager Wetter, dachte er bei sich. Hoffentlich schafft Herrmann es.
Er saß die Ellenbogen über den Knien verschenkt nach vorne gebeugt und hüllte sich in seinen Mantel, während er die Straße misstrauisch beobachtete. Hinter ihm im Schatten stöhnte Herrmann und atmete schwer.
Mit einem Mal merkte Steiner, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten….er spürte förmlich die Verderbnis des Chaos in Ihrer Nähe. Reflexartig griff er zu seiner Waffe und schaute sich um – nichts. Kein Laut, kein Schatten. Vielleicht war er auch nur zu kaputt und wurde langsam paranoid. Immer noch Nichts - nur das schwere Atmen von Herrmann hinter sich.
Plötzlich durchzuckte ihn ein grausiger Schmerz von Hinten durch die Brust und mit Entsetzen sah er auf die Spitze eines Rapiers, das seine Oberkörper durchstoßen hatte, herab.
Instinktiv lies er sich nach vorne fallen, nahm dabei den Schmerz in Kauf, als die Klinge seinen Körper wieder verließ und rollte sich auf den Rücken herum. Über ihm stand Herrmann oder besser das was einmal Herrmann gewesen war. Die Kreatur, die er in dem Hinterhof verloren hatte war in Gestalt seines Freundes zurückgekehrt.
Herrmanns rechter Arm war einer echsenartigen Klaue gewichen und Hornschuppen bedeckten Teile seines Kopfes und des Oberkörpers. Sein Gesicht war zu einer Fratze des Hasses verzerrt und die Augen seines Freundes glühten gelblich vor Zorn, während sich vier Tentakelartige Arme aus seinem Rücken wanden.
Als Die Herrmannkreatur sich auf ihn stürzte, wand er sich zur Seite, betätigte den Klingenmechanismus in seinem Stiefel und lies seinen Fuß nach oben fliegen. Der Tritt traf die Kreatur in die Lenden und lies sie zusammen zucken. Diesen Moment nutzte er, um sich mit einer Rolle aus ihrer Reichweite zu bringen und versuchte sich aufzurichten, als der Schmerz in seiner Brust sich zurück meldete.
Mühsam versuchte er die Schmerzen in seiner Brust zu ignorieren und zog sein Schwert, gerade als die Herrmannkreatur erneut angriff und sich mit Klauen und Zähnen auf ihn warf.
Diesen Tanz hatte er schon hundertfach getanzt und er war ein guter Tänzer. Seine Trainierten Reflexe übernahmen die Kontrolle und er bog sich unter einem Hieb der Kreatur hinweg, kehrte in einer Drehung zu ihr zurück und stieß mit dem Schwert zu. Fleisch und Sehen wurden durchtrennt und ein gequälter Schrei zerriss die Luft in der Gasse. Er trat erneut mit dem Stiefel nach dem Wesen und brachte sich so auf die Distanz die er brauchte.
Als der Hahn seiner Pistole auf den Bolzen schlug, sah er in die Augen der Kreatur und sah die tiefe Angst und die Qual seines Freundes, als die Verderbnis seinen Geist verlies. Herrmann hatte es geschafft. Er jedoch nicht.
Es würde die Zeit geben, den Verlust seines Freundes zu betrauern aber nicht jetzt.
Die Schmerzen in seiner Brust waren übermächtig und er hatte nicht mehr viel Zeit. Mit einem letzten Blick auf den Körper seines Freundes schleppte er sich Richtung Feldlager.
Mit einem Knurren befahl er der Wache am Eingang, ihn durchzulassen. Er hatte es geschafft, aber er wusste….

.... dies sollte erst der Anfang sein, denn es war Krieg über das Land des Kaisers gekommen und nun wurden Leute wie er wieder gebraucht.

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