Donnerstag, 19. Mai 2011

PROLOG - Ein langer Marsch

[Work in Progress]

Eine seltsame Stille umfing ihn von einem Moment auf den andern. Gerade war er noch bemüht sich in seiner neuen Situation zurecht zu finden, als er in diese, wie ihm schien, skurrile Lage gekommen war.
Aber wo war er jetzt? Seine Perspektive hatte sich seltsam verändert. Die Ebene auf der er sich zu befinden schien war gigantisch weit und es behagte ihm instinktiv nicht so schutzlos zu sein.
Sogleich versuchte er sich der neuen Lage anzupassen und bemühte sich den vermuteten Rand der Ebene zu erreichen, um hier zunächst Schutz zu suchen.
Ohne Erfolg, wie ihm rasch klar wurde.
Eine seltsame Macht verhinderte, dass er sich auch nur zwei Meter von seinem Ausgangpunkt entfernen konnte. Auch unter größten Anstrengungen vermochte er es nicht sich auch nur wenige Meter weit zu bewegen – bei allen Göttern, was war geschehen!? Und dann diese Stille?! Sein Geist verweigerte immer noch seinen Dienst! Er überlegte einen Moment, bevor ihn wieder dieses unbändige Gefühl übermannte einfach fort zu eilen, einfach nur weg von dieser Ebene. <Tock>! Er prallte erneut gegen das unsichtbare Hindernis. Plötzlich fragte er sich: Hatte er das nicht alles bereits schon einmal erlebt? Es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Das alles kam ihm sehr vertraut vor.

Er sah sich erneut um, doch als er den Blick hob, gefror ihm das Blut in den Adern. Über ihm erkannte er einen Rivalen - ein Prachtexemplar, wie er feststellen musste. Vier unbewegliche Augenpaare, die ihn kalt anstarrten. Dazu ein schlanker schwarzer Körper, der von acht kräftigen, borstenbewährten Beinen getragen wurde und einem Chitin bewehrten Maul, welches das schaurige Bild abrundete. Als seine Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht zurückkehrte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.

Er erinnerte sich an die Klinge die seinen Lebensfaden durchschnitten hatte und an das Antlitz des Widersachers, der sich selbstgefällig über ihn gebeugt hatte. Er erinnerte sich an den Schmerz, der in sein Bewusstsein drang und sich unaufhaltsam in betäubende Eiseskälte verwandelt hatte. Er erinnerte sich an den Moment, in dem er wusste, dass er sterben würde. Seine Sicht dämmerte, sein Geist wurde fahrig und ohne Zusammenhang, bis er nur noch eines empfand: Frieden. Frieden nach einem rastlosen Leben. Als die Schwärze ihn dann gänzlich umfing, hatte er für einen kurzen Moment Angst vor dem was ihn in den Höllen der Loth erwarten würde.

Aber die Königin der Anderwelt, Loth die grausame und unbarmherzige Intrigantin und Vergifterin der Seelen, hatte andere Pläne mit ihm. Er wurde sich des Anhängers gewahr, den er seit seinen ersten Tagen auf der Oberwelt um den Hals getragen hatte. Es hatte ihn einmal fast das Leben gekostet, als er versucht hatte das Amulett zurück zu lassen. Ein dunkler Fluch, gewebt von den Priesterinnen der Loth, verhinderte dies. Ihm wurde klar, was geschehen würde und er wusste, dass ihm der vorgezeichnete Weg nicht gefallen würde. Aber wenn nicht er, wer dann könnte der Loth noch einmal ein Schnippchen schlagen. Zugegeben, war seine Ausgangsituation alles andere als gut, aber dennoch - es musste einen Weg geben und ER würde ihn finden!

Eine zynische Überlegung, da ihm völlig klar war, dass es vor Loth kein Entrinne geben würde. Die Schwesternschaft der Spinnenkönigin hatte schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass ihre Werkzeuge nicht so einfach das Zeitliche segnen konnten. Bei dem Gedanken an sein Ziel wurde ihn anders. Einen Tempel der Loht war gleichzusetzen mit dem Besuch seiner eigenen Hinrichtung.

Dennoch, es gab hierzu bislang keine Alternative, die ihm einfiel – noch nicht. „<Tock>!“.Wieder kein Vorankommen.
Zorn stieg in ihm auf und er machte sich daran, mehrfach mit aller Gewalt gegen das unsichtbare Hindernis anzurennen. Der Erfolg schlug sich sogleich nieder. Zwei seiner Gelenke in den vorderen Beinpaaren, wurden taub und waren nur noch begrenzt einsetzbar. Er wusste mittlerweile nicht mehr wie oft er einen Weg gesucht hatte die Barriere zu durchbrechen.

Noch einmal, er nahm erneut Anlauf und bereitete sich auf den Aufprall vor. Doch der blieb überraschend aus. Stattdessen rannte er, von seinem Schwung getragen, weit auf die weite Ebene hinaus. Erschrocken hielt er zunächst inne und versuchte wieder die Kontrolle über seine tierischen Instinkte zu erlangen.

Aus weiter Entfernung nahm er jetzt mehrere sehr große Gestalten war, die sich interessiert um ihn scharrten. Davon sichtlich beeindruckt flüchtete er auf die Kannte der Ebene zu.

Tack, tack, mit flinken Bewegungen, erreichte er überraschend schnell sein Ziel und schlüpfte geschickt über den Rand der Ebene. Instinktiv verankerte er einen seidenen Faden an der Stell, wo er die Kannte verlassen hatte und segelte förmlich dem Boden zu. Die interessierten Blicke der Riesen verfolgten jede seine Bewegungen. Ein Teil seines Bewusstseins registrierte, dass es sich dabei weder um Riesen noch andere Titanen handelte, sondern um die Gefährten, denen er sich vor noch gar nicht so langer Zeit anvertraut hatte. Er würde sie wieder sehen.

Dann verschwand er in einer der Bodenspalten und macht sich auf seinen Weg zum Tempel…..

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